Der schlaue Fux

Die Verpackung täuscht gewal­tig, lie­be F., sei acht­sam. Weiss kommt sie daher mit schmei­cheln­den Trägern. Ob es das sei, was Du bestellt hast, woll­test Du wis­sen.

Ja, sag­te ich und wen­de­te mich ab – nicht ohne den Damen im Vorbeigehen einen for­dern­den Blick zuzu­wer­fen.

Wir leben in einer hoch­tech­ni­sier­ten, dabei aber doch sehr archai­schen Welt, was das Verhalten von Weiblein und Männlein betrifft. Die Genderforschung lässt tief bli­cken. Die wirk­li­che Gleichberechtigung hat wohl erst grad begon­nen – auch vie­le Männer kön­nen ein Lied davon sin­gen. Ich den­ke, ein wenig “mar­kie­ren” scha­det nicht, dort in Eurer schein­bar hei­len Frauenwelt.

Warum der klei­ne, schlaue Fux Bukowski heis­sen muss, hat­te ich mich dort beim Strauhof, gleich um die Ecke gefragt, als ich ihn für Dich ent­deck­te. Eine Website weiss Rat: «Barbara Bukowski begann ihr Design mit der Herstellung von Teddys und Hasen für Ihre bei­den Söhne.» OK, das passt. Ich hat­te natür­lich spon­tan an Charles Bukowski gedacht, was mich zurück zur Einleitung bringt – sei acht­sam, lie­be F., und lege die­sen schlau­en Fux nicht in die Hände eines der von Dir so gelieb­ten Kinder. Tu es bit­te nicht!

…kann es sein, dass du fast mehr Angst hast als ich?

Ja, es kann sein. Ich weiss, dass es so ist! Du betreibst aber Rhetorik. Ich hat­te Dich gefragt: «Wovor hast Du Angst? Kannst Du es beschrei­ben? Wovor fürch­test Du Dich?» Wir woll­ten offen und ehr­lich sein, ech­ter Dialog, kei­ne Wortspielerei. Keine Alltags-Kommunikation, son­dern etwas, das der von Dir rekla­mier­ten Wahrheit Schritt um Schritt etwas näher­kommt.

Der schlaue Fux wird Dir von mei­nen Ängsten und Abgründen erzäh­len. Er tut es lei­se und lie­be­voll – er lei­det nicht. Hab bit­te Geduld, er spricht nur in der Nacht. Er weiss alles, aber…

Angst habe ich davor, bedrängt zu wer­den!

Er bedrängt Dich nicht. Er ist ein­ge­hüllt und sehr dank­bar für einen ruhi­gen Platz. Zwischendurch ist er übri­gens auch ger­ne ein­mal allein. Er trägt die Wahrheit in sich, mit der sonst nur L. ver­traut ist. Es sind ja die eige­nen fei­nen Töne, die vom Leiden berich­ten. Man muss gut zuhö­ren. Die lau­ten, gross­spu­ri­gen, kraus­haa­ri­gen und schwar­zen Monster sind nur Vorboten. Stellvertreter. Das eige­ne Leiden braucht kei­ne gros­se Bühne, aber sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit. Manchmal hilft dann das offe­ne Ohr, nicht ein­fach das Mitgefühl. Du ent­schei­dest selbst.

…am meis­ten Angst habe ich davor, nicht glück­lich zu sein.

Ich bin sprach­los. Grad jetzt. Oder ein­fach über­for­dert. Ich fra­ge auch zurück: was ist Dein Glück. Hat es einen Namen, eine Farbe oder gibt es auch ein Tier, das mir davon berich­ten könn­te? Schlau muss es schon sein, bit­te. Ist Dein Glück ger­ne für sich allein? Wohnt es ger­ne bei Dir oder muss es stän­dig «gefüt­tert» wer­den? Und, teilst Du es manch­mal, Dein Glück?

Fühl mich manch­mal wie ein Blatt im Wind…

«Anima wird über­setzt mit Luft als Element oder Lufthauch. Mit Wind, Atem, Seele, Leben oder aber abge­schie­de­ne Seele.» – L. weiss Rat. Wie gesagt, ich wer­de Dich L. vor­stel­len. Versprochen. Keine Zeit zu haben sei idio­tisch, hat­test Du erwähnt. Ja, jeder ent­schei­det selbst. Idioten haben ihr eige­nes Glück!

«Wieso hat dich mein Mail ges­tern irri­tiert? Hast du etwas nicht erwar­tet?» – Ich erwar­te nicht. Manchmal. Nicht Dein Mail hat mich irriert, son­dern ein­fach die Umstände, die Bedingungen, das Verdecken. Ich wie­der­ho­le mei­ne Frage: «Ist es Dir wich­tig, Spielregeln bestim­men zu kön­nen?» Oder ist es ein­fach Deine Angst, die Zone des Komforts ver­las­sen zu müs­sen?

Ich den­ke an Dich!  ▬