Du hast mich am Sonntag auf das Interview mit Daniel Hell vom 7. Januar 2001 auf SRF WISSEN hingewiesen. Herzlichen Dank! Die Frage sei erlaubt: Warum, liebe F., erhalte ich den Tipp grad jetzt? Warum erst jetzt? Nun gut, jetzt gibt es Dich…
«You are a damn good reason for the sun to rise!»
Ein Buch von Daniel Hell habe ich online auch grad bestellt, in der Hoffung und mit der Absicht, es dann auch wirklich zu lesen – nicht wie viele andere, gutgemeinte Ratgeber, die sich bereits zuhause stapeln. Zuguterletzt – und um ehrlich zu sein, R. hatte mich mehrmals in der Vergangenheit auf diesen Weg verwiesen, oder besser, hingewiesen.
Je länger das Gespräch dauert, es ist übrigens nur grad eine halbe Stunde, desto mehr betont Daniel Hell die Bedeutung des spirituellen Weges für die moderne Psychiatrie und zeitgemässe Psychotherapie.
Daniel Hell hatte sie gesucht, die Mystiker, die Wüstenväter – einfache, sensible Männer, einsam aber mutig, ohne materielle Mittel sich selbst und der eigenen, inneren Erfahrung ausgesetzt bei der Suche nach dem Umfassenden, nach Gott. Wüstenväter weinen, sie weinen weise. Sie nehmen es ernst, das eigene Erleben, erzählt er uns.
«Die Depression ist gleich einer Dame in Schwarz. Tritt sie auf, so weise sie nicht weg, sondern bitte sie als Gast zu Tisch und höre, was sie zu sagen hat.» Dies könnte ein Wüstenvater tradiert haben, sagt Daniel Hell (der Satz wird C. G. Jung zugeschrieben).
«Gruss aus der Mittagspause», schreibst Du überraschend, scheinbar doch nicht unerreichbar. Ich hatte gesucht, hatte versucht, Dich zu ermutigen noch mehr zuzulassen. Den Austausch. Das Zwiegespräch. Jetzt bist Du hier, ich höre Dir zu!
Daniel Hell berichtet auch von akedia, vom Mittagsdämon, von der spirituellen Trägheit. Magisch. Animistisch. Irregeleitet. Eine Form der Depression, sagt er.
Und es sei frustrierte Sehnsucht und Aggression; von der Sehnsucht hingezogen und hinten von der eigenen Wut traktiert und getrieben. Es sei die Wut über den eigenen Zustand. Weinen ist das Brot in der Not! Er schliesst ab: Wenn man der Depression standhalten kann, fällt die letzte Station vor der Erleuchtung leicht.
Ich werde morgen diesen Film hier verlassen. Bleibst Du mir ein paar Tage treu?
«Man sollte gut darauf hören, was das Individuum erlebt auf der eigenen Suche, man sollte als Fachperson eine gute Mischung haben zwischen psychiatrischem Know-how und dem Wissen über spirituelle Krisen. Abgrenzen. Auffangen. Verstehen.» Der integrative Ansatz, heisst der Untertitel eines seiner Bücher. Ich werde nachdenklich. Frau H. im Laufbahnzentrum hatte erwähnt, sie habe das Gefühl, es werde etwas geschehen – seit einer Stunde weiss ich, am 21. März wird abgeschlossen. Zwischenstopp. Nach sieben schwierigen Jahren. Ich freue mich.
Ja, es kommt gut.
Nicht verstanden zu werden, nicht eingebettet zu sein hier in dieser Realität, nicht ausreichend gesegnet zu werden mit dem Flow, dies bringt mich an meine Grenze. «Alle Energie weg in 23 Sekunden», hatte ich heute zu Dr. T. gesagt. Warum 23? 22 ist meine Lieblingszahl. Eine Sekunde zu viel, dachte ich, einfach ein Zahlenspiel.
«22 ist eine Meisterzahl, eine Schwingungszahl, die höchste, mächtigste Zahl. Menschen mit der Zahl 22 können Hindernisse überwinden. Ihre Fähigkeiten sind vielseitig und stark ausgeprägt. Diese stellen sie als Führungspersönlichkeit der Allgemeinheit zur Verfügung, setzen ihr Wissen zur Verbesserung der Welt ein. Um ihre Fähigkeiten voll auszuschöpfen ist ein hohes Mass an Bildung notwendig, die ihnen alle Türen öffnen wird. 22-er Menschen sind niemals Durchschnittstypen, viele von ihnen wurden als Genie bekannt. Sie sollten jedoch achtgeben, ihre praktische Seite nicht zu vernachlässigen und vollends ihrem Hang zur Spiritualität zur verfallen. Es kann schwer für sie sein, mit der Macht des Schicksals umzugehen und ihre oft heftigen Gefühle zu kontrollieren.» Ich hatte den Text nicht gekannt.
«Was meinst Du mit “treu”? Habe hier meinen 7‑Stunden-Marathon. Bin seit 8 Uhr nonstop dran!» Ich schätze Deinen Fleiss, aber ich mag Dir das Wort nicht erklären. Ich denke nicht an Sexualität, auch nicht an einen Treueschwur. Aber ich brauche einen Plan. Zuversicht. Ein wenig Hoffnung, verstanden zu werden!
«Ausweitung des Berufsfeldes auf soziale Bereiche/Branchen», hatte sie damals geschrieben, genau ein Jahr ist es her. Und was ist mit dem Hinweis auf «ein hohes Mass an Bildung», liebe Frau H. – woher nehmen und nicht stehlen? Ohne «hat studiert an der soundso»? Ohne Master? Einfach nur mit der Lebenserfahrung, mit Hoch und Tief. Immer wieder Aufstehen. Und zurückgeworfen werden. Immer wieder Neubeginn.
Ja, gerne nochmals – wann immer Du magst. Es geht mir gut! Ich falle nicht. ▬