Es kommt gut!

Am 23. März hat mir D. die fol­gen­den Zei­len zuge­sandt: «Ich bin über­zeugt, dass wir mit unse­ren Erfah­run­gen und Erkennt­nis­sen ande­ren Men­schen – ob mit oder ohne Beein­träch­ti­gung – eini­ges auf ihrem Weg mit­ge­ben kön­nen. Von daher kann ich Sie nur ermun­tern, mit Ihrem Pro­jekt fort­zu­fah­ren, auch wenn die Reso­nanz nicht immer den eige­nen Träu­men und Wün­schen ent­spricht. Aber ich sage dann jeweils: Wenn wir einen Glau­ben im Leben nicht ver­lie­ren dür­fen, dann ist es der­je­ni­ge an unse­re Träu­me.» Und am letz­ten Tag im März, bei blau­em Him­mel und Son­nen­schein, der das Gemüt erhellt, kommt unver­hofft ein Echo, das mich irri­tiert …

«Es besteht kein Inter­es­se an einem Kon­takt mit Ihnen. Herr XY darf weder zitiert noch auf ihrem Blog erwähnt werden. Wir behal­ten uns wei­te­re Schrit­te vor.»

Wäre XY einer jener Kri­ti­ker auf Face­book oder Twit­ter, auf die wir heu­te­zu­ta­ge so ger­ne ver­zich­ten, nie­mand wür­de sich nach ihm umdre­hen. Er ist aber einer aus der jun­gen schrei­ben­den Zunft, zurecht bekannt und beliebt. Er will also nichts zu tun haben mit die­sem Schreib­rausch, mit mei­ner Idee, mit unse­rer Visi­on?

Wie E. dann noch sag­te: «Man muss sich von sich selbst nicht alles gefal­len las­sen», und von den ande­ren auch nicht, den­ke ich jetzt. Dar­um: Es kommt gut, Ver­si­on 2, die zen­sier­te Fas­sung, ein Text mit Beein­träch­ti­gung. Ganz will und kann ich nicht auf mei­ne Ein­drü­cke und mei­ne Gefüh­le zu Dir ver­zich­ten, lie­be F. !


«Ich käme aus dem Off», sag­te sie – und das, was so direkt mein Herz berühr­te: «Sie gehe wei­ter, die Geschich­te, wenn sie mich so spre­chen höre!»

Du erin­nerst Dich an Dei­ne Wor­te? «So was Schö­nes hat noch nie jemand zu mir gesagt!» Zu mir auch nicht – nie, jemand. Heu­te, punkt 10 hast Du mir geschrie­ben: «Es kommt gut!» Ja, es kam gut. Wobei, er war auch da! Hast Du es gewusst? In der Rei­he vor mir. Hät­te ich nicht die Empa­thie eines indi­schen Ele­phan­ten, es wäre Scha­den­freu­de. Weisst Du, glück­lich hat er nicht gewirkt, nicht auf mich. Eher etwas irri­tiert. Gut, ich war wohl wie­der auf­ge­dreht. Und hät­test Du ihn gefragt, er wür­de wohl von einem etwas gar kur­li­gen Typen an der Bar erzäh­len, von einem, der K. schö­ne Augen macht, der ihr Geschich­ten erzählt und sich so auf sei­ne Art die Kom­pli­men­te holt. Nun, I don’t care! Ich war im Ele­ment, fand mich mit­ten in der nächt­li­chen Geschich­te. So habe ich gepflückt, was es zu pflü­cken gab!

Sie, die Prä­si­den­tin, war auch da. Nein, nein, ich habe nicht gegrüsst. Wenn, dann waren mei­ne Augen bei all den Musen, die er vor sich sah. Er genoss es, Du kannst es mir glau­ben – ich den­ke, Du weisst es. Es waren ja vie­le Geschich­ten über die Lie­be, und Geschich­ten von der Lie­be, und «Geschich­ten», wie er sag­te, «die …». Vom Geburts­tag hat er erzählt und vom Lie­bes­kum­mer. Von den «…» und vom «…», dort im «…». Oder war es doch nur der «…»? Auf jeden Fall hielt er ihre hohen «…» in Hän­den. «…» «…» – Weisst Du, ich glau­be ihm, denn auch er liebt sie, die «…». Und so hat­te ich heu­te Abend wirk­lich mei­nen inne­ren Frie­den. Auf­ge­dreht, wahr!

«…» – Ja, so geht es mir mit Dir! Ges­tern noch hat mich M. nach dem zwei­ten Bier gefragt, wofür es denn ste­he, die­ses «F». Ja, ich habe das Geheim­nis gelüf­tet. Wirst Du mir ver­zei­hen? Kennst Du es, Dein Geheim­nis? Kennst Du sie, die «Frau»? «Das ewig Weib­li­che zieht mich hin­an.» – So, wie er sei­ne Musen hat, habe ich mei­ne, habe ich Dich. Er weiss es jetzt, und Du schon lan­ge. Und dar­um erzäh­le auch ich mei­ne Geschich­ten vom Geburts­tag, vom Kum­mer und von den Din­gen, die «…». Mei­ne Geschich­ten spie­len wie sei­ne hier und jetzt. Nicht nur, aber auch. Musik haben sie sowie­so, die Geschich­ten. Musik im Kopf. Musik in der See­le. Musik im Herz. So hat sie es berührt, mein Herz. Sie hat eben jene Sai­ten ange­schla­gen, die es zum Schwin­gen braucht!

«…», sagt er ganz zum Schluss. Und so, den­ke ich, sind auch wir noch nicht ganz fer­tig. Es kommt gut, aber es gibt noch das eine und ande­re zu tun. Wort­reich oder wort­los. Berüh­rend oder schlag­fer­tig. Unbe­küm­mert oder nach­sich­tig. Oder was denkst Du? Hät­te ich je gewusst, wor­auf ich mich ein­las­se – ich hät­te es nie zu träu­men gewagt. Auch ich hät­te dann gesagt, es sei auf­ge­dreht, auf­ge­setzt – auf jeden Fall eine Geschich­te und nicht ganz wahr!

Nun ste­he ich aber mit­ten drin und es ist wahr. Was dem einen sei­ne «…» ist mir grad jetzt das Brot. Du kennst es. Fruch­tig. Sinn­lich. «Eher wie Kuchen» hat­test Du gesagt. Und weil E. nicht will, dass ich die Nacht schrei­bend ver­brin­ge, wer­de ich mei­ne Geschich­te von uns auch heu­te nicht ganz zu Ende brin­gen. Und ich wer­de kein Geheim­nis dar­aus machen.

Ich wer­de Dir wie­der von uns erzäh­len, von den Träu­men und vom Fux, vom Weg und den Din­gen, die uns das Wun­der glau­ben machen. Dass die Kat­ze mir grad jetzt so kurz vor der Mit­te der Nacht noch eine Maus zu Füs­sen legt, macht die Sache nicht bes­ser, gibt ihr aber doch ein Ende!

Ja, sie ist schon tot, die Maus.

Ich wün­sche Dir von Her­zen eine fried­li­che Nacht!  ▬


Was ich noch sagen woll­te …

…nicht nur das Glück, auch das Stig­ma erwar­tet Dich dort, wo Du es am wenigs­ten erwar­test. Take care! Ich den­ke an Dich.

Ich verstehe Sie

Lie­be M.

F. war erstaunt, als ich ihr am Sams­tag ver­gan­ge­ner Woche dort im Gar­ten auf dem iPho­ne die zwei­te Muse zeig­te, jung und in som­mer­lich leich­ten Shorts. Woher ich die­ses denn Bild hät­te, woll­te sie wis­sen. Auf Face­book geklaut, war mein spon­ta­nes Bekennt­nis. Ken­nen­ge­lernt hat­te ich sie mit den 22 Büchern von M. – ja, stimmt, Du kennst sie nicht, jene Geschich­te. Sie spiel­te im Thea­ter in Luzern, nicht im Äther. Nun – seit L. wäh­rend sei­ner Roman-​Taufe im Kauf­leu­ten erwähn­te, das Schrei­ben habe etwas mit Ero­tik zu tun, ist es für mich eh einer­lei. Ver­stehst Du das?

«Ich ver­ste­he Sie», war der eine Satz von ihr, der die Trä­nen zum Flies­sen brach­te. Nur drei Wor­te, ein Satz. Schlüs­sel­reiz, Trig­ger, wie es Fach­leu­te nen­nen.

Ich fand die­sen Satz: «Kaum ein Begriff in der Psy­cho­lo­gie wird so sehr zu einem Geheim­nis degra­diert wie der Trig­ger. Es fin­den sich kaum Erklä­rungs­ver­su­che, obwohl Men­schen mit post­traumatischen Belas­tungs­stö­run­gen damit all­täg­lich zu kämp­fen haben.»

Was denn pas­sie­re, ob ich trau­rig sei, frag­te E. – und insis­tier­te, als ich erwähn­te, es sei alles ok. Ja, es war ok. Es waren Trä­nen der Erleich­te­rung, der Freu­de!

Ist da jemand, der mein Herz ver­steht, der mit mir bis ans Ende geht?

Der Chef­re­dak­teur sagt im Inter­view: «Schrei­ben ver­än­dert die Welt mehr als alles ande­re…», was für eine Über­hö­hung der eige­nen Zunft. Und doch, ein Wort kann die Welt ver­än­dern, mei­ne Welt auf jeden Fall.

«Umar­mung», jenes Wort am Ende der kur­zen Ant­wort, jenem Mail von F. noch vor dem Geburts­tag. Ich sass im Spei­se­wa­gen, sah die­ses eine Wort und fühl­te mich umarmt. – Dann, kaum eine Stun­de spä­ter, war die Rede vom Tag des Zuhö­rens, vom 14. März. Wel­chen Tag könn­te ich zum Tag mei­nes Wor­tes pro­kla­mie­ren? Es gibt die Lite­ra­tur­ta­ge, das Wort zum Sonn­tag. – Ich möch­te einen Tag zu mei­nem Wort, oder die­ses Wort gleich jeden Tag.

Stimmt, ich habe ihn bereits, den eige­nen Tag, der 17. März ist ja an vie­len Orten die­ser Welt ein rich­ti­ger Fei­er­tag. Und mit Wor­ten wur­de ich an jenem Fei­er­tag reich­lich beschenkt. L. sag­te: «Schwä­che macht Begeg­nung mög­lich.» Dann noch: «Bei der Krea­ti­vi­ät, da kann man nicht ein- oder aus­stei­gen.» – Ich fas­se Mut, bin dem Leben auf der Spur!

Es gibt Bonus­punk­te auf die Kar­ma­ku­mu­lus­kar­te, sagst Du. – Schön, denn Frau Dok­tor hat­te die Dosis ver­dop­pelt. Und ich hat­te befürch­tet, die Gedan­ken und Wor­te könn­ten nun aus­blei­ben. – «Er glau­be nicht, dass er gut for­mu­lie­ren und gut schrei­ben kön­ne, aber er pro­bie­re es», sag­te er noch, und: «Man müs­se sich den eige­nen Ängs­ten, Nöten und Fra­gen aus­set­zen, abs­tra­hie­ren, und in den Augen­blick fal­len…»

Irgend­wann irgend­wer dabei ist, der mit dir spricht und kei­ne Wor­te braucht

«Wir leben in Bezie­hun­gen und Abhän­gig­kei­ten.» Ich seh­ne mich nach Bezie­hung und füh­le mich auch immer wie­der abhän­gig. Denn «man muss koope­rie­ren, wenn man etwas errei­chen will», sag­te er noch. Also: Die Inspi­ra­ti­on braucht die Muse, das Glück, und Augen­bli­cke sowie­so!

«Wie­so du immer alles so per­sön­lich nimmst?», hat­te F. noch gefragt. Ich hat­te ihr gleich 22 Grün­de gelie­fert. Was folgt ist: «Okaaay­y­y­y­yy! Ant­wort mor­gen. Die Gäs­te sind da!» Und «Umar­mung». Das Wort, das mei­ne Welt ver­än­dern kann!

Mit lie­ben Grüs­sen an Dich und Dei­ne Zuhö­re­rIn­nen!  ▬

PS:

Ja, auf der CD ‘LOVE’ ¹ von ZÜRIWEST hören wir Kuno Laue­ner in alter Fri­sche. Auch er hat am 17. März Geburts­tag. Gei­le Siech!

Übri­gens: Es ist ein Arti­kel im ‘Beob­ach­ter’ zum The­ma “Wie­der­ein­glie­de­rung” erschie­nen – wen wun­derts, auch der am 17. März.


Was mir noch begeg­net ist …

«Bin drum nicht so der Nacht­mensch …» – und heu­te Nacht: «… hab ich schon mal erwähnt, dass ich kein Mor­gen­mensch bin.» Wel­cher Mensch ist sie? Wohl etwas selbst­herr­lich hat­te ich grad noch gedacht, ich wür­de sie nun ein wenig ken­nen.

Am nächs­ten Mor­gen fällt mein Blick auf eine Kar­te, K. hat­te sie mir zuge­sandt …

Viel­leicht sucht man
nicht ein­an­der
son­dern den Moment
in dem man sich fin­det

…und E. sag­te noch, kurz vor dem Lieb­lings­mit­tag­essen mit Blick über den See: «Man muss sich von sich selbst nicht alles gefal­len las­sen.» – Ja, die­sen Satz neh­me ich mit in den Tag !

F, ich und das Y‑Chromosom

Du tust nun etwas, lie­be F., was mir ganz und gar gegen den Strich geht: Du hebst die einen aufs Podest… Ich weiss grad nicht. Magst Du Dich erin­nern? «Du bist so, wie Du bist. Du bist wun­der­bar.» – Du schreibst nun: «Er ist ja schliess­lich schon ziem­lich bekannt…», und: «Ich glau­be nicht, dass dies A. gou­tiert». Ich sehe die Logik nicht in Dei­ner Begrün­dung. Mag er es, mag er es nicht, ist doch die Fra­ge.

Vor­weg: Ich akzep­tie­re Dei­ne Hal­tung. Dei­ne Wer­te. Dei­ne Ent­schei­dung, wie auch immer die­se aus­fal­len mag. Ich neh­me Dich ernst. Immer. Auch jetzt.

Zurück zum Objekt der Begier­de.

Ich habe Dich dar­um gebe­ten, von A. und K. («eine sehr gute Kol­le­gin») ein Bild zu machen und dies auf der Web­site zu publi­zie­ren. Du kannst dies ja selb­stän­dig tun; unse­re Kul­tur­tech­nik, hat­ten wir erst noch gesagt …

L. bringt übri­gens in Stern­stun­de Phi­lo­so­phie den “Selbst­mord” des Bru­ders, wie er betont, auch in Zusam­men­hang mit der Kul­tur­tech­nik

Ich habe auch damit einen inne­ren Kon­flikt, auch das geht mir gegen den Strich! Kul­tur ist Schöp­fung. Selbst­mord been­det die Schöp­fung, ulti­ma­tiv.

Ich lese grad: «Kul­tur­tech­ni­ken sind kul­tu­rel­le und tech­ni­sche Kon­zep­te zur Bewäl­ti­gung von Pro­ble­men in unter­schied­li­chen Lebens­si­tua­tio­nen… bei der Ent­wick­lung von Kul­tur­tech­ni­ken han­delt es sich nicht um Leis­tun­gen von Ein­zel­per­so­nen, son­dern um Grup­pen­leis­tun­gen, die in einem sozio­kul­tu­rel­len Kon­text ent­ste­hen.»

A. ist «schon ziem­lich bekannt». Ich habe nie etwas ande­res behaup­tet. Darf man sie nicht zusam­men sehen? Will er, «ziem­lich bekannt», nicht auf unse­rer Web­site gese­hen werden? Ist die Web­site zu wenig «ziem­lich bekannt»? Oder will er sich auf kei­nen Fall nur schwarz­weiss abbil­den las­sen (das wäre doch ganz gegen den Trend)? Ich suche nach guten Grün­den, weil ich nicht nur Dich ver­ste­hen will.

Wer eine Dia­gno­se hat, hat ein Pro­blem. Ich will es lösen, mein Pro­blem, und wenn auch nur mein Ver­ständ­nis­pro­blem. Für den Rest gibt es das Medi­ka­ment, sagen sie. Ja, ich habe geschla­fen. Ich schrei­be nicht mor­gens um vier, ich schrei­be jetzt am Tag, um vier. Geht doch, den­ke ich jetzt …

Um fünf neh­me ich den Zug nach St. Gal­len. Lesung und Dis­kus­si­on mit D., Autor von “Der Hund mit dem Fris­bee”. D. erzählt, wie er nach einem Sui­zid­ver­such wie­der zurück ins Leben fand, nach­dem ihn sei­ne Kar­rie­re in die Depres­si­on abglei­ten liess. Er enga­giert sich für einen offe­nen Umgang mit psy­chi­schen Beein­träch­ti­gun­gen in unse­rer Gesell­schaft und gegen die Stig­ma­ti­sie­rung von Betrof­fe­nen.

Wer­de ich stig­ma­ti­siert? «Ich glau­be nicht, dass dies A. gou­tiert» heisst, er will sich nicht sehen im Zusam­men­hang mit einem Pro­blem, mit mei­nem Pro­blem? Oder geht es dar­um: «Depres­si­ve Men­schen sind extre­me Ego­is­ten. Alles dreht sich nur um sie! Damals, vor zwei Jah­ren war ich sehr erstaunt über die­se Aus­sa­ge. Mitt­ler­wei­le fin­de ich, die Nach­ba­rin hat recht. Auf eine gewis­se Art. Immer die­ses ICH wird nicht ver­stan­den. ICH will, dass man mir zuhört, mich ver­steht. Eigent­lich eine gewis­se Arro­ganz.» – Nun, bin ICH arro­gant? Bin ICH mass­los?

«Was ist denn dein Her­zens­wunsch?», schreibst Du. Gera­de dies ist jetzt, hier und heu­te mein Her­zens­wunsch. Mor­gen wird es ein ande­rer sein. Viel­leicht Dein Lachen als Geschenk zum Geburts­tag. Ich weiss es nicht. Ich weiss nur: Ich will es lösen, das Pro­blem, wenn auch nur das Ver­ständ­nis­pro­blem.

«Nut­ze die Kri­se! Sei pro­duk­tiv!» schreibst Du. «Ich hab ein­mal einen inter­es­san­ten Text von einem Schrift­stel­ler über Depres­sio­nen gele­sen …»

«…respek­ti­ve, dass du mir gegen­über etwas zu obses­siv ein­ge­stellt bist.»

«Wünsch Dir einen schö­nen Abend!»

Dies wün­sche ich Euch auch! Und mor­gen möch­te ich im Kauf­leu­ten die Tau­fe des neu­en Romans von L. besu­chen – ja, das schen­ke ich mir.  ▬


Was ich noch erwäh­nen woll­te…

Auf dem Heim­weg setzt sich H. ins glei­che Abteil, er grüsst ver­hal­ten. Zum Kol­le­gen sagt er nur: «Mir spielt es kei­ne Rol­le.»

Er hat­te mich aus der KuKo aus­ge­schlos­sen, weil mich die Prä­si­den­tin nicht rie­chen konn­te. Und mich hat­te es in eins die­ser Löcher gestos­sen.

Du hast geschrie­ben: «Umar­mung»

Ich schrei­be Dir: «Die­ses eine Wort, Umar­mung, ist das gröss­te und innigs­te Geschenk, das Du mir jetzt machen konn­test! Ich dan­ke Dir.»

Von den Dingen

Vier Uhr, schlaf­los ohne Müdig­keit. Sie schläft. Ich schmie­ge mich sanft an ihren Rücken. Kuss auf den Nacken – «denn das, was Du weisst, ver­än­dert das, was Du siehst»! Ich sehe sie, sie kommt auf mich zu, ich wage kaum, einen Schritt zu tun. Das Lachen, IHR Lachen huscht übers Gesicht. Ich bin pünkt­lich, es ist halb eins.

Ich weiss, dass sie es mag, pünkt­lich zu sein.

Wir hat­ten einen lan­gen Weg an jenem Sams­tag­mor­gen. Am Frei­tag kurz vor acht noch dies: «Falls es am Sams­tag ganz schö­nes Wet­ter ist, dann wür­de ich mich spon­tan mel­den. ok? Aber wirk­lich spon­tan…». Dann, am Sams­tag: «Bin eben erst auf­ge­stan­den und weiss nicht, ob ich doch noch etwas län­ger schla­fen soll. Hab grad so schön geträumt. Ich wer­de heu­te den Gar­ten auf Vor­der­mann brin­gen. Ich den­ke, es ist grad bes­ser, wenn wir uns nicht sehen. Ich möch­te kei­ne fal­schen Hoff­nun­gen wecken. Ich ken­ne kei­nen Mann, der sich für mich inter­es­siert hat und mich nicht fal­len gelas­sen hat. Des­halb: Lie­ber nicht tref­fen. Ich hof­fe, du ver­stehst mei­ne Grün­de! Falls nicht, frag nach!»

«Nein, ich ver­ste­he es nicht. War­um wohl – him­mel­herr­gott­noch­mal – hat­te ich ges­tern noch­mals geschrie­ben: “ich neh­me Dich ernst”! Hast Du eine Idee?… Und zum Schluss: Du machst schon auch ein wenig Hoff­nung auf Freund­schaft, wenn Du in Aus­sicht stellst, “bei beson­ders schö­nem Wet­ter”…» – Ja, wir hat­ten einen lan­gen Weg an jenem Sams­tag­mor­gen.

It was just like a movie. It was just like a song.
I was so scared to face my fears cau­se nobo­dy told me that she would be here.

Ich habe ihr von Dir erzählt. Von “Tau­ben flie­gen auf” und von der Urauf­füh­rung. Von L. und dem Spa­zier­gang über die Kapell­brü­cke zu den 22 Büchern. In mei­nem steht jetzt: «Alles Gute für Ihr Schreib­pro­jekt!» Es umarmt mich.

«Ich habe momen­tan das Gefühl, dass du die Rea­li­tät etwas ver­zerrt siehst…»

I don’t care. Jetzt bin ich ange­kom­men. Ich bin zurück bei den Din­gen. Sie nen­nen es “Aus­tritts­tag”, bes­ser wäre doch eigent­lich “Über­tritts­tag”? Von den Träu­men, zurück zu den Din­gen.

«Ich kann mir vor­stel­len, dass der Tag kommt, wo du wie­der klar siehst und merkst, dass es wirk­lich nicht auf Lie­be hin­zielt und du dann so tief fällst, dass du mich am Ende zu has­sen beginnst. Ich wün­sche dir einen wun­der­vol­len Tag!»

I hate you, I love you. I hate that I love you.
Don’t want to, but I can’t put nobo­dy else abo­ve you.

Aus­tritts­be­richt vom 14. 03. (übri­gens: “Tag des Zuhö­rens”!). Dia­gno­se nach ICD-​10: Vd. a. F31.6 Bipo­la­re affek­ti­ve Psy­cho­se, gegen­wär­tig gemisch­te Epi­so­de.

Es ist ein schö­nes Leben. Obwohl S. sagt, ich hät­te mit den gros­sen Buben gespielt. Ich bin ange­kom­men und alle sind sie hier. Miles hat wie­der Töne ange­schla­gen, ich ver­miss­te ihn, ihn und sei­ne Töne! Jetzt ein Bild statt tau­send Wor­te, den­ke ich. Sie schreibt: «Na, sieht doch ganz gemüt­lich aus! Es ist doch ein schö­nes Leben, oder?»

Noch zwei Tage. Geburts­tag. Die zwei­te Geburt. Sprung­haft. Ich habe nie etwas ande­res behaup­tet. Ich wer­de sie nicht has­sen, denn «DU BIST SO, WIE DU BIST. DU BIST WUNDERBAR. Ich pfei­fe im Fall kreuz­wei­se auf Din­ge, die “ein gewis­ser jemand immer zu sagen pfleg­te” – damit dies auch gesagt ist!»

Cau­se I don’t care about their dif­fe­rent thoughts.
Dif­fe­rent thoughts are good for me…

«Ohhh doch, sie hat­te nach Tom Waits gero­chen, sonst hät­te sie nicht jene Blu­men von Dir bekom­men!» Wun­der gesche­hen selt­sam, den­ke ich. Rosen mag sie nicht, aber Tul­pen. «Die­se Stein­schüs­sel ist der Ham­mer! Woher hast du die???» Und spä­ter: «Nun gut. Wenn das so ist, dann komm heu­te in mei­nen Gar­ten! Halb eins?»

Am glei­chen Abend dann: «Gern gesche­hen! Hat mich gefreut! Herz­lich, F.»

Ich bin ange­kom­men bei den Din­gen: «Es freut mich sehr, dass Ihnen die Pre­mie­re so gefal­len hat. Wir waren am Pre­mie­ren­tag jedoch etwas ‘über­rannt’ von Ihrem Enga­ge­ment, das muss ich lei­der so sagen. Natür­lich ist es eine schö­ne Idee mit den Büchern, Melin­da selbst frag­te mich im Vor­hin­ein nach dem Vor­han­den­sein eines Bücher­ti­sches, den wir als LT jedoch nicht füh­ren. Jetzt lie­gen Ihre Bücher bei uns im Büro und ich wür­de Sie bit­ten, die­se wie­der abzu­ho­len, eine Abrech­nung wird dann zu machen sein. Wann könn­ten Sie die Bücher mit­neh­men? Freund­li­che Grüs­se, H.»

Du schreibst: «Ich dan­ke Ihnen für Ihre Anfra­ge und es freut mich, dass mein Inter­view bei Ihnen etwas aus­ge­löst hat. Wen­den Sie sich doch bit­te an Herrn S. wegen der Ton­spur! Alles Gute wün­sche ich Ihnen.»

Ich dan­ke Dir!  ▬

Der spirituelle Weg

Du hast mich am Sonn­tag auf das Inter­view mit Dani­el Hell vom 7. Janu­ar 2001 auf SRF WISSEN hin­ge­wie­sen. Herz­li­chen Dank! Die Fra­ge sei erlaubt: War­um, lie­be F., erhal­te ich den Tipp grad jetzt? War­um erst jetzt? Nun gut, jetzt gibt es Dich…

«You are a damn good reason for the sun to rise!»

Ein Buch von Dani­el Hell habe ich online auch grad bestellt, in der Hof­fung und mit der Absicht, es dann auch wirk­lich zu lesen – nicht wie vie­le ande­re, gut­ge­mein­te Rat­ge­ber, die sich bereits zuhau­se sta­peln. Zugu­ter­letzt – und um ehr­lich zu sein, R. hat­te mich mehr­mals in der Ver­gan­gen­heit auf die­sen Weg ver­wie­sen, oder bes­ser, hin­ge­wie­sen.

Je län­ger das Gespräch dau­ert, es ist übri­gens nur grad eine hal­be Stun­de, des­to mehr betont Dani­el Hell die Bedeu­tung des spi­ri­tu­el­len Weges für die moder­ne Psych­ia­trie und zeit­ge­mäs­se Psy­cho­the­ra­pie.

Dani­el Hell hat­te sie gesucht, die Mys­ti­ker, die Wüs­ten­vä­ter – ein­fa­che, sen­si­ble Män­ner, ein­sam aber mutig, ohne mate­ri­el­le Mit­tel sich selbst und der eige­nen, inne­ren Erfah­rung aus­ge­setzt bei der Suche nach dem Umfas­sen­den, nach Gott. Wüs­ten­vä­ter wei­nen, sie wei­nen wei­se. Sie neh­men es ernst, das eige­ne Erle­ben, erzählt er uns.

«Die Depres­si­on ist gleich einer Dame in Schwarz. Tritt sie auf, so wei­se sie nicht weg, son­dern bit­te sie als Gast zu Tisch und höre, was sie zu sagen hat.» Dies könn­te ein Wüs­ten­va­ter tra­diert haben, sagt Dani­el Hell (der Satz wird C. G. Jung zuge­schrie­ben).

«Gruss aus der Mit­tags­pau­se», schreibst Du über­ra­schend, schein­bar doch nicht uner­reich­bar. Ich hat­te gesucht, hat­te ver­sucht, Dich zu ermu­ti­gen noch mehr zuzu­las­sen. Den Aus­tausch. Das Zwie­ge­spräch. Jetzt bist Du hier, ich höre Dir zu!

Dani­el Hell berich­tet auch von ake­dia, vom Mit­tags­dä­mon, von der spi­ri­tu­el­len Träg­heit. Magisch. Ani­mis­tisch. Irre­ge­lei­tet. Eine Form der Depres­si­on, sagt er.

Und es sei frus­trier­te Sehn­sucht und Aggres­si­on; von der Sehn­sucht hin­ge­zo­gen und hin­ten von der eige­nen Wut trak­tiert und getrie­ben. Es sei die Wut über den eige­nen Zustand. Wei­nen ist das Brot in der Not! Er schliesst ab: Wenn man der Depres­si­on stand­hal­ten kann, fällt die letz­te Sta­ti­on vor der Erleuch­tung leicht.

Ich wer­de mor­gen die­sen Film hier ver­las­sen. Bleibst Du mir ein paar Tage treu?

«Man soll­te gut dar­auf hören, was das Indi­vi­du­um erlebt auf der eige­nen Suche, man soll­te als Fach­per­son eine gute Mischung haben zwi­schen psych­ia­tri­schem Know-​how und dem Wis­sen über spi­ri­tu­el­le Kri­sen. Abgren­zen. Auf­fan­gen. Ver­ste­hen.» Der inte­gra­ti­ve Ansatz, heisst der Unter­ti­tel eines sei­ner Bücher. Ich wer­de nach­denk­lich. Frau H. im Lauf­bahn­zen­trum hat­te erwähnt, sie habe das Gefühl, es wer­de etwas gesche­hen – seit einer Stun­de weiss ich, am 21. März wird abge­schlos­sen. Zwi­schen­stopp. Nach sie­ben schwie­ri­gen Jah­ren. Ich freue mich.

Ja, es kommt gut.

Nicht ver­stan­den zu werden, nicht ein­ge­bet­tet zu sein hier in die­ser Rea­li­tät, nicht aus­rei­chend geseg­net zu werden mit dem Flow, dies bringt mich an mei­ne Gren­ze. «Alle Ener­gie weg in 23 Sekun­den», hat­te ich heu­te zu Dr. T. gesagt. War­um 23? 22 ist mei­ne Lieb­lings­zahl. Eine Sekun­de zu viel, dach­te ich, ein­fach ein Zah­len­spiel.

«22 ist eine Meis­ter­zahl, eine Schwin­gungs­zahl, die höchs­te, mäch­tigs­te Zahl. Men­schen mit der Zahl 22 kön­nen Hin­der­nis­se über­win­den. Ihre Fähig­kei­ten sind viel­sei­tig und stark aus­ge­prägt. Die­se stel­len sie als Füh­rungs­per­sön­lich­keit der All­ge­mein­heit zur Ver­fü­gung, set­zen ihr Wis­sen zur Ver­bes­se­rung der Welt ein. Um ihre Fähig­kei­ten voll aus­zu­schöp­fen ist ein hohes Mass an Bil­dung not­wen­dig, die ihnen alle Türen öff­nen wird. 22-​er Men­schen sind nie­mals Durch­schnitts­ty­pen, vie­le von ihnen wur­den als Genie bekannt. Sie soll­ten jedoch acht­ge­ben, ihre prak­ti­sche Sei­te nicht zu ver­nach­läs­si­gen und voll­ends ihrem Hang zur Spi­ri­tua­li­tät zur ver­fal­len. Es kann schwer für sie sein, mit der Macht des Schick­sals umzu­ge­hen und ihre oft hef­ti­gen Gefüh­le zu kon­trol­lie­ren.» Ich hat­te den Text nicht gekannt.

«Was meinst Du mit “treu”? Habe hier mei­nen 7‑Stunden-​Marathon. Bin seit 8 Uhr non­stop dran!» Ich schät­ze Dei­nen Fleiss, aber ich mag Dir das Wort nicht erklä­ren. Ich den­ke nicht an Sexua­li­tät, auch nicht an einen Treue­schwur. Aber ich brau­che einen Plan. Zuver­sicht. Ein wenig Hoff­nung, ver­stan­den zu werden!

«Aus­wei­tung des Berufs­fel­des auf sozia­le Bereiche/​Branchen», hat­te sie damals geschrie­ben, genau ein Jahr ist es her. Und was ist mit dem Hin­weis auf «ein hohes Mass an Bil­dung», lie­be Frau H. – woher neh­men und nicht steh­len? Ohne «hat stu­diert an der sound­so»? Ohne Mas­ter? Ein­fach nur mit der Lebens­er­fah­rung, mit Hoch und Tief. Immer wie­der Auf­ste­hen. Und zurück­ge­wor­fen werden. Immer wie­der Neu­be­ginn.

Ja, ger­ne noch­mals – wann immer Du magst. Es geht mir gut! Ich fal­le nicht.  ▬