Es kommt gut!

Am 23. März hat mir D. die fol­gen­den Zeilen zuge­sandt: «Ich bin über­zeugt, dass wir mit unse­ren Erfahrungen und Erkenntnissen ande­ren Menschen – ob mit oder ohne Beeinträchtigung – eini­ges auf ihrem Weg mit­ge­ben kön­nen. Von daher kann ich Sie nur ermun­tern, mit Ihrem Projekt fort­zu­fah­ren, auch wenn die Resonanz nicht immer den eige­nen Träumen und Wünschen ent­spricht. Aber ich sage dann jeweils: Wenn wir einen Glauben im Leben nicht ver­lie­ren dür­fen, dann ist es der­je­ni­ge an unse­re Träume.» Und am letz­ten Tag im März, bei blau­em Himmel und Sonnenschein, der das Gemüt erhellt, kommt unver­hofft ein Echo, das mich irri­tiert …

«Es besteht kein Interesse an einem Kontakt mit Ihnen. Herr XY darf weder zitiert noch auf ihrem Blog erwähnt werden. Wir behal­ten uns wei­te­re Schritte vor.»

Wäre XY einer jener Kritiker auf Facebook oder Twitter, auf die wir heu­te­zu­ta­ge so ger­ne ver­zich­ten, nie­mand wür­de sich nach ihm umdre­hen. Er ist aber einer aus der jun­gen schrei­ben­den Zunft, zurecht bekannt und beliebt. Er will also nichts zu tun haben mit die­sem Schreibrausch, mit mei­ner Idee, mit unse­rer Vision?

Wie E. dann noch sag­te: «Man muss sich von sich selbst nicht alles gefal­len las­sen», und von den ande­ren auch nicht, den­ke ich jetzt. Darum: Es kommt gut, Version 2, die zen­sier­te Fassung, ein Text mit Beeinträchtigung. Ganz will und kann ich nicht auf mei­ne Eindrücke und mei­ne Gefühle zu Dir ver­zich­ten, lie­be F. !


«Ich käme aus dem Off», sag­te sie – und das, was so direkt mein Herz berühr­te: «Sie gehe wei­ter, die Geschichte, wenn sie mich so spre­chen höre!»

Du erin­nerst Dich an Deine Worte? «So was Schönes hat noch nie jemand zu mir gesagt!» Zu mir auch nicht – nie, jemand. Heute, punkt 10 hast Du mir geschrie­ben: «Es kommt gut!» Ja, es kam gut. Wobei, er war auch da! Hast Du es gewusst? In der Reihe vor mir. Hätte ich nicht die Empathie eines indi­schen Elephanten, es wäre Schadenfreude. Weisst Du, glück­lich hat er nicht gewirkt, nicht auf mich. Eher etwas irri­tiert. Gut, ich war wohl wie­der auf­ge­dreht. Und hät­test Du ihn gefragt, er wür­de wohl von einem etwas gar kur­li­gen Typen an der Bar erzäh­len, von einem, der K. schö­ne Augen macht, der ihr Geschichten erzählt und sich so auf sei­ne Art die Komplimente holt. Nun, I don’t care! Ich war im Element, fand mich mit­ten in der nächt­li­chen Geschichte. So habe ich gepflückt, was es zu pflü­cken gab!

Sie, die Präsidentin, war auch da. Nein, nein, ich habe nicht gegrüsst. Wenn, dann waren mei­ne Augen bei all den Musen, die er vor sich sah. Er genoss es, Du kannst es mir glau­ben – ich den­ke, Du weisst es. Es waren ja vie­le Geschichten über die Liebe, und Geschichten von der Liebe, und «Geschichten», wie er sag­te, «die …». Vom Geburtstag hat er erzählt und vom Liebeskummer. Von den «…» und vom «…», dort im «…». Oder war es doch nur der «…»? Auf jeden Fall hielt er ihre hohen «…» in Händen. «…» «…» – Weisst Du, ich glau­be ihm, denn auch er liebt sie, die «…». Und so hat­te ich heu­te Abend wirk­lich mei­nen inne­ren Frieden. Aufgedreht, wahr!

«…» – Ja, so geht es mir mit Dir! Gestern noch hat mich M. nach dem zwei­ten Bier gefragt, wofür es denn ste­he, die­ses «F». Ja, ich habe das Geheimnis gelüf­tet. Wirst Du mir ver­zei­hen? Kennst Du es, Dein Geheimnis? Kennst Du sie, die «Frau»? «Das ewig Weibliche zieht mich hin­an.» – So, wie er sei­ne Musen hat, habe ich mei­ne, habe ich Dich. Er weiss es jetzt, und Du schon lan­ge. Und dar­um erzäh­le auch ich mei­ne Geschichten vom Geburtstag, vom Kummer und von den Dingen, die «…». Meine Geschichten spie­len wie sei­ne hier und jetzt. Nicht nur, aber auch. Musik haben sie sowie­so, die Geschichten. Musik im Kopf. Musik in der Seele. Musik im Herz. So hat sie es berührt, mein Herz. Sie hat eben jene Saiten ange­schla­gen, die es zum Schwingen braucht!

«…», sagt er ganz zum Schluss. Und so, den­ke ich, sind auch wir noch nicht ganz fer­tig. Es kommt gut, aber es gibt noch das eine und ande­re zu tun. Wortreich oder wort­los. Berührend oder schlag­fer­tig. Unbekümmert oder nach­sich­tig. Oder was denkst Du? Hätte ich je gewusst, wor­auf ich mich ein­las­se – ich hät­te es nie zu träu­men gewagt. Auch ich hät­te dann gesagt, es sei auf­ge­dreht, auf­ge­setzt – auf jeden Fall eine Geschichte und nicht ganz wahr!

Nun ste­he ich aber mit­ten drin und es ist wahr. Was dem einen sei­ne «…» ist mir grad jetzt das Brot. Du kennst es. Fruchtig. Sinnlich. «Eher wie Kuchen» hat­test Du gesagt. Und weil E. nicht will, dass ich die Nacht schrei­bend ver­brin­ge, wer­de ich mei­ne Geschichte von uns auch heu­te nicht ganz zu Ende brin­gen. Und ich wer­de kein Geheimnis dar­aus machen.

Ich wer­de Dir wie­der von uns erzäh­len, von den Träumen und vom Fux, vom Weg und den Dingen, die uns das Wunder glau­ben machen. Dass die Katze mir grad jetzt so kurz vor der Mitte der Nacht noch eine Maus zu Füssen legt, macht die Sache nicht bes­ser, gibt ihr aber doch ein Ende!

Ja, sie ist schon tot, die Maus.

Ich wün­sche Dir von Herzen eine fried­li­che Nacht!  ▬


Was ich noch sagen woll­te …

…nicht nur das Glück, auch das Stigma erwar­tet Dich dort, wo Du es am wenigs­ten erwar­test. Take care! Ich den­ke an Dich.

Ich verstehe Sie

Liebe M.

F. war erstaunt, als ich ihr am Samstag ver­gan­ge­ner Woche dort im Garten auf dem iPhone die zwei­te Muse zeig­te, jung und in som­mer­lich leich­ten Shorts. Woher ich die­ses denn Bild hät­te, woll­te sie wis­sen. Auf Facebook geklaut, war mein spon­ta­nes Bekenntnis. Kennengelernt hat­te ich sie mit den 22 Büchern von M. – ja, stimmt, Du kennst sie nicht, jene Geschichte. Sie spiel­te im Theater in Luzern, nicht im Äther. Nun – seit L. wäh­rend sei­ner Roman-Taufe im Kaufleuten erwähn­te, das Schreiben habe etwas mit Erotik zu tun, ist es für mich eh einer­lei. Verstehst Du das?

«Ich ver­ste­he Sie», war der eine Satz von ihr, der die Tränen zum Fliessen brach­te. Nur drei Worte, ein Satz. Schlüsselreiz, Trigger, wie es Fachleute nen­nen.

Ich fand die­sen Satz: «Kaum ein Begriff in der Psychologie wird so sehr zu einem Geheimnis degra­diert wie der Trigger. Es fin­den sich kaum Erklärungsversuche, obwohl Menschen mit post­traumatischen Belastungsstörungen damit all­täg­lich zu kämp­fen haben.»

Was denn pas­sie­re, ob ich trau­rig sei, frag­te E. – und insis­tier­te, als ich erwähn­te, es sei alles ok. Ja, es war ok. Es waren Tränen der Erleichterung, der Freude!

Ist da jemand, der mein Herz ver­steht, der mit mir bis ans Ende geht?

Der Chefredakteur sagt im Interview: «Schreiben ver­än­dert die Welt mehr als alles ande­re…», was für eine Überhöhung der eige­nen Zunft. Und doch, ein Wort kann die Welt ver­än­dern, mei­ne Welt auf jeden Fall.

«Umarmung», jenes Wort am Ende der kur­zen Antwort, jenem Mail von F. noch vor dem Geburtstag. Ich sass im Speisewagen, sah die­ses eine Wort und fühl­te mich umarmt. – Dann, kaum eine Stunde spä­ter, war die Rede vom Tag des Zuhörens, vom 14. März. Welchen Tag könn­te ich zum Tag mei­nes Wortes pro­kla­mie­ren? Es gibt die Literaturtage, das Wort zum Sonntag. – Ich möch­te einen Tag zu mei­nem Wort, oder die­ses Wort gleich jeden Tag.

Stimmt, ich habe ihn bereits, den eige­nen Tag, der 17. März ist ja an vie­len Orten die­ser Welt ein rich­ti­ger Feiertag. Und mit Worten wur­de ich an jenem Feiertag reich­lich beschenkt. L. sag­te: «Schwäche macht Begegnung mög­lich.» Dann noch: «Bei der Kreativiät, da kann man nicht ein- oder aus­stei­gen.» – Ich fas­se Mut, bin dem Leben auf der Spur!

Es gibt Bonuspunkte auf die Karmakumuluskarte, sagst Du. – Schön, denn Frau Doktor hat­te die Dosis ver­dop­pelt. Und ich hat­te befürch­tet, die Gedanken und Worte könn­ten nun aus­blei­ben. – «Er glau­be nicht, dass er gut for­mu­lie­ren und gut schrei­ben kön­ne, aber er pro­bie­re es», sag­te er noch, und: «Man müs­se sich den eige­nen Ängsten, Nöten und Fragen aus­set­zen, abs­tra­hie­ren, und in den Augenblick fal­len…»

Irgendwann irgend­wer dabei ist, der mit dir spricht und kei­ne Worte braucht

«Wir leben in Beziehungen und Abhängigkeiten.» Ich seh­ne mich nach Beziehung und füh­le mich auch immer wie­der abhän­gig. Denn «man muss koope­rie­ren, wenn man etwas errei­chen will», sag­te er noch. Also: Die Inspiration braucht die Muse, das Glück, und Augenblicke sowie­so!

«Wieso du immer alles so per­sön­lich nimmst?», hat­te F. noch gefragt. Ich hat­te ihr gleich 22 Gründe gelie­fert. Was folgt ist: «Okaaayyyyyy! Antwort mor­gen. Die Gäste sind da!» Und «Umarmung». Das Wort, das mei­ne Welt ver­än­dern kann!

Mit lie­ben Grüssen an Dich und Deine ZuhörerInnen!  ▬

PS:

Ja, auf der CD ‘LOVE’ ¹ von ZÜRIWEST hören wir Kuno Lauener in alter Frische. Auch er hat am 17. März Geburtstag. Geile Siech!

Übrigens: Es ist ein Artikel im ‘Beobachter’ zum Thema “Wiedereingliederung” erschie­nen – wen wun­derts, auch der am 17. März.


Was mir noch begeg­net ist …

«Bin drum nicht so der Nachtmensch …» – und heu­te Nacht: «… hab ich schon mal erwähnt, dass ich kein Morgenmensch bin.» Welcher Mensch ist sie? Wohl etwas selbst­herr­lich hat­te ich grad noch gedacht, ich wür­de sie nun ein wenig ken­nen.

Am nächs­ten Morgen fällt mein Blick auf eine Karte, K. hat­te sie mir zuge­sandt …

Vielleicht sucht man
nicht ein­an­der
son­dern den Moment
in dem man sich fin­det

…und E. sag­te noch, kurz vor dem Lieblingsmittagessen mit Blick über den See: «Man muss sich von sich selbst nicht alles gefal­len las­sen.» – Ja, die­sen Satz neh­me ich mit in den Tag !

F, ich und das Y‑Chromosom

Du tust nun etwas, lie­be F., was mir ganz und gar gegen den Strich geht: Du hebst die einen aufs Podest… Ich weiss grad nicht. Magst Du Dich erin­nern? «Du bist so, wie Du bist. Du bist wun­der­bar.» – Du schreibst nun: «Er ist ja schliess­lich schon ziem­lich bekannt…», und: «Ich glau­be nicht, dass dies A. gou­tiert». Ich sehe die Logik nicht in Deiner Begründung. Mag er es, mag er es nicht, ist doch die Frage.

Vorweg: Ich akzep­tie­re Deine Haltung. Deine Werte. Deine Entscheidung, wie auch immer die­se aus­fal­len mag. Ich neh­me Dich ernst. Immer. Auch jetzt.

Zurück zum Objekt der Begierde.

Ich habe Dich dar­um gebe­ten, von A. und K. («eine sehr gute Kollegin») ein Bild zu machen und dies auf der Website zu publi­zie­ren. Du kannst dies ja selb­stän­dig tun; unse­re Kulturtechnik, hat­ten wir erst noch gesagt …

L. bringt übri­gens in Sternstunde Philosophie den “Selbstmord” des Bruders, wie er betont, auch in Zusammenhang mit der Kulturtechnik

Ich habe auch damit einen inne­ren Konflikt, auch das geht mir gegen den Strich! Kultur ist Schöpfung. Selbstmord been­det die Schöpfung, ulti­ma­tiv.

Ich lese grad: «Kulturtechniken sind kul­tu­rel­le und tech­ni­sche Konzepte zur Bewältigung von Problemen in unter­schied­li­chen Lebenssituationen… bei der Entwicklung von Kulturtechniken han­delt es sich nicht um Leistungen von Einzelpersonen, son­dern um Gruppenleistungen, die in einem sozio­kul­tu­rel­len Kontext ent­ste­hen.»

A. ist «schon ziem­lich bekannt». Ich habe nie etwas ande­res behaup­tet. Darf man sie nicht zusam­men sehen? Will er, «ziem­lich bekannt», nicht auf unse­rer Website gese­hen werden? Ist die Website zu wenig «ziem­lich bekannt»? Oder will er sich auf kei­nen Fall nur schwarz­weiss abbil­den las­sen (das wäre doch ganz gegen den Trend)? Ich suche nach guten Gründen, weil ich nicht nur Dich ver­ste­hen will.

Wer eine Diagnose hat, hat ein Problem. Ich will es lösen, mein Problem, und wenn auch nur mein Verständnisproblem. Für den Rest gibt es das Medikament, sagen sie. Ja, ich habe geschla­fen. Ich schrei­be nicht mor­gens um vier, ich schrei­be jetzt am Tag, um vier. Geht doch, den­ke ich jetzt …

Um fünf neh­me ich den Zug nach St. Gallen. Lesung und Diskussion mit D., Autor von “Der Hund mit dem Frisbee”. D. erzählt, wie er nach einem Suizidversuch wie­der zurück ins Leben fand, nach­dem ihn sei­ne Karriere in die Depression abglei­ten liess. Er enga­giert sich für einen offe­nen Umgang mit psy­chi­schen Beeinträchtigungen in unse­rer Gesellschaft und gegen die Stigmatisierung von Betroffenen.

Werde ich stig­ma­ti­siert? «Ich glau­be nicht, dass dies A. gou­tiert» heisst, er will sich nicht sehen im Zusammenhang mit einem Problem, mit mei­nem Problem? Oder geht es dar­um: «Depressive Menschen sind extre­me Egoisten. Alles dreht sich nur um sie! Damals, vor zwei Jahren war ich sehr erstaunt über die­se Aussage. Mittlerweile fin­de ich, die Nachbarin hat recht. Auf eine gewis­se Art. Immer die­ses ICH wird nicht ver­stan­den. ICH will, dass man mir zuhört, mich ver­steht. Eigentlich eine gewis­se Arroganz.» – Nun, bin ICH arro­gant? Bin ICH mass­los?

«Was ist denn dein Herzenswunsch?», schreibst Du. Gerade dies ist jetzt, hier und heu­te mein Herzenswunsch. Morgen wird es ein ande­rer sein. Vielleicht Dein Lachen als Geschenk zum Geburtstag. Ich weiss es nicht. Ich weiss nur: Ich will es lösen, das Problem, wenn auch nur das Verständnisproblem.

«Nutze die Krise! Sei pro­duk­tiv!» schreibst Du. «Ich hab ein­mal einen inter­es­san­ten Text von einem Schriftsteller über Depressionen gele­sen …»

«…respek­ti­ve, dass du mir gegen­über etwas zu obses­siv ein­ge­stellt bist.»

«Wünsch Dir einen schö­nen Abend!»

Dies wün­sche ich Euch auch! Und mor­gen möch­te ich im Kaufleuten die Taufe des neu­en Romans von L. besu­chen – ja, das schen­ke ich mir.  ▬


Was ich noch erwäh­nen woll­te…

Auf dem Heimweg setzt sich H. ins glei­che Abteil, er grüsst ver­hal­ten. Zum Kollegen sagt er nur: «Mir spielt es kei­ne Rolle.»

Er hat­te mich aus der KuKo aus­ge­schlos­sen, weil mich die Präsidentin nicht rie­chen konn­te. Und mich hat­te es in eins die­ser Löcher gestos­sen.

Du hast geschrie­ben: «Umarmung»

Ich schrei­be Dir: «Dieses eine Wort, Umarmung, ist das gröss­te und innigs­te Geschenk, das Du mir jetzt machen konn­test! Ich dan­ke Dir.»

Von den Dingen

Vier Uhr, schlaf­los ohne Müdigkeit. Sie schläft. Ich schmie­ge mich sanft an ihren Rücken. Kuss auf den Nacken – «denn das, was Du weisst, ver­än­dert das, was Du siehst»! Ich sehe sie, sie kommt auf mich zu, ich wage kaum, einen Schritt zu tun. Das Lachen, IHR Lachen huscht übers Gesicht. Ich bin pünkt­lich, es ist halb eins.

Ich weiss, dass sie es mag, pünkt­lich zu sein.

Wir hat­ten einen lan­gen Weg an jenem Samstagmorgen. Am Freitag kurz vor acht noch dies: «Falls es am Samstag ganz schö­nes Wetter ist, dann wür­de ich mich spon­tan mel­den. ok? Aber wirk­lich spon­tan…». Dann, am Samstag: «Bin eben erst auf­ge­stan­den und weiss nicht, ob ich doch noch etwas län­ger schla­fen soll. Hab grad so schön geträumt. Ich wer­de heu­te den Garten auf Vordermann brin­gen. Ich den­ke, es ist grad bes­ser, wenn wir uns nicht sehen. Ich möch­te kei­ne fal­schen Hoffnungen wecken. Ich ken­ne kei­nen Mann, der sich für mich inter­es­siert hat und mich nicht fal­len gelas­sen hat. Deshalb: Lieber nicht tref­fen. Ich hof­fe, du ver­stehst mei­ne Gründe! Falls nicht, frag nach!»

«Nein, ich ver­ste­he es nicht. Warum wohl – him­mel­herr­gott­noch­mal – hat­te ich ges­tern noch­mals geschrie­ben: “ich neh­me Dich ernst”! Hast Du eine Idee?… Und zum Schluss: Du machst schon auch ein wenig Hoffnung auf Freundschaft, wenn Du in Aussicht stellst, “bei beson­ders schö­nem Wetter”…» – Ja, wir hat­ten einen lan­gen Weg an jenem Samstagmorgen.

It was just like a movie. It was just like a song.
I was so scared to face my fears cau­se nobo­dy told me that she would be here.

Ich habe ihr von Dir erzählt. Von “Tauben flie­gen auf” und von der Uraufführung. Von L. und dem Spaziergang über die Kapellbrücke zu den 22 Büchern. In mei­nem steht jetzt: «Alles Gute für Ihr Schreibprojekt!» Es umarmt mich.

«Ich habe momen­tan das Gefühl, dass du die Realität etwas ver­zerrt siehst…»

I don’t care. Jetzt bin ich ange­kom­men. Ich bin zurück bei den Dingen. Sie nen­nen es “Austrittstag”, bes­ser wäre doch eigent­lich “Übertrittstag”? Von den Träumen, zurück zu den Dingen.

«Ich kann mir vor­stel­len, dass der Tag kommt, wo du wie­der klar siehst und merkst, dass es wirk­lich nicht auf Liebe hin­zielt und du dann so tief fällst, dass du mich am Ende zu has­sen beginnst. Ich wün­sche dir einen wun­der­vol­len Tag!»

I hate you, I love you. I hate that I love you.
Don’t want to, but I can’t put nobo­dy else abo­ve you.

Austrittsbericht vom 14. 03. (übri­gens: “Tag des Zuhörens”!). Diagnose nach ICD-10: Vd. a. F31.6 Bipolare affek­ti­ve Psychose, gegen­wär­tig gemisch­te Episode.

Es ist ein schö­nes Leben. Obwohl S. sagt, ich hät­te mit den gros­sen Buben gespielt. Ich bin ange­kom­men und alle sind sie hier. Miles hat wie­der Töne ange­schla­gen, ich ver­miss­te ihn, ihn und sei­ne Töne! Jetzt ein Bild statt tau­send Worte, den­ke ich. Sie schreibt: «Na, sieht doch ganz gemüt­lich aus! Es ist doch ein schö­nes Leben, oder?»

Noch zwei Tage. Geburtstag. Die zwei­te Geburt. Sprunghaft. Ich habe nie etwas ande­res behaup­tet. Ich wer­de sie nicht has­sen, denn «DU BIST SO, WIE DU BIST. DU BIST WUNDERBAR. Ich pfei­fe im Fall kreuz­wei­se auf Dinge, die “ein gewis­ser jemand immer zu sagen pfleg­te” – damit dies auch gesagt ist!»

Cause I don’t care about their dif­fe­rent thoughts.
Different thoughts are good for me…

«Ohhh doch, sie hat­te nach Tom Waits gero­chen, sonst hät­te sie nicht jene Blumen von Dir bekom­men!» Wunder gesche­hen selt­sam, den­ke ich. Rosen mag sie nicht, aber Tulpen. «Diese Steinschüssel ist der Hammer! Woher hast du die???» Und spä­ter: «Nun gut. Wenn das so ist, dann komm heu­te in mei­nen Garten! Halb eins?»

Am glei­chen Abend dann: «Gern gesche­hen! Hat mich gefreut! Herzlich, F.»

Ich bin ange­kom­men bei den Dingen: «Es freut mich sehr, dass Ihnen die Premiere so gefal­len hat. Wir waren am Premierentag jedoch etwas ‘über­rannt’ von Ihrem Engagement, das muss ich lei­der so sagen. Natürlich ist es eine schö­ne Idee mit den Büchern, Melinda selbst frag­te mich im Vorhinein nach dem Vorhandensein eines Büchertisches, den wir als LT jedoch nicht füh­ren. Jetzt lie­gen Ihre Bücher bei uns im Büro und ich wür­de Sie bit­ten, die­se wie­der abzu­ho­len, eine Abrechnung wird dann zu machen sein. Wann könn­ten Sie die Bücher mit­neh­men? Freundliche Grüsse, H.»

Du schreibst: «Ich dan­ke Ihnen für Ihre Anfrage und es freut mich, dass mein Interview bei Ihnen etwas aus­ge­löst hat. Wenden Sie sich doch bit­te an Herrn S. wegen der Tonspur! Alles Gute wün­sche ich Ihnen.»

Ich dan­ke Dir!  ▬

Der spirituelle Weg

Du hast mich am Sonntag auf das Interview mit Daniel Hell vom 7. Januar 2001 auf SRF WISSEN hin­ge­wie­sen. Herzlichen Dank! Die Frage sei erlaubt: Warum, lie­be F., erhal­te ich den Tipp grad jetzt? Warum erst jetzt? Nun gut, jetzt gibt es Dich…

«You are a damn good reason for the sun to rise!»

Ein Buch von Daniel Hell habe ich online auch grad bestellt, in der Hoffung und mit der Absicht, es dann auch wirk­lich zu lesen – nicht wie vie­le ande­re, gut­ge­mein­te Ratgeber, die sich bereits zuhau­se sta­peln. Zuguterletzt – und um ehr­lich zu sein, R. hat­te mich mehr­mals in der Vergangenheit auf die­sen Weg ver­wie­sen, oder bes­ser, hin­ge­wie­sen.

Je län­ger das Gespräch dau­ert, es ist übri­gens nur grad eine hal­be Stunde, des­to mehr betont Daniel Hell die Bedeutung des spi­ri­tu­el­len Weges für die moder­ne Psychiatrie und zeit­ge­mäs­se Psychotherapie.

Daniel Hell hat­te sie gesucht, die Mystiker, die Wüstenväter – ein­fa­che, sen­si­ble Männer, ein­sam aber mutig, ohne mate­ri­el­le Mittel sich selbst und der eige­nen, inne­ren Erfahrung aus­ge­setzt bei der Suche nach dem Umfassenden, nach Gott. Wüstenväter wei­nen, sie wei­nen wei­se. Sie neh­men es ernst, das eige­ne Erleben, erzählt er uns.

«Die Depression ist gleich einer Dame in Schwarz. Tritt sie auf, so wei­se sie nicht weg, son­dern bit­te sie als Gast zu Tisch und höre, was sie zu sagen hat.» Dies könn­te ein Wüstenvater tra­diert haben, sagt Daniel Hell (der Satz wird C. G. Jung zuge­schrie­ben).

«Gruss aus der Mittagspause», schreibst Du über­ra­schend, schein­bar doch nicht uner­reich­bar. Ich hat­te gesucht, hat­te ver­sucht, Dich zu ermu­ti­gen noch mehr zuzu­las­sen. Den Austausch. Das Zwiegespräch. Jetzt bist Du hier, ich höre Dir zu!

Daniel Hell berich­tet auch von ake­dia, vom Mittagsdämon, von der spi­ri­tu­el­len Trägheit. Magisch. Animistisch. Irregeleitet. Eine Form der Depression, sagt er.

Und es sei frus­trier­te Sehnsucht und Aggression; von der Sehnsucht hin­ge­zo­gen und hin­ten von der eige­nen Wut trak­tiert und getrie­ben. Es sei die Wut über den eige­nen Zustand. Weinen ist das Brot in der Not! Er schliesst ab: Wenn man der Depression stand­hal­ten kann, fällt die letz­te Station vor der Erleuchtung leicht.

Ich wer­de mor­gen die­sen Film hier ver­las­sen. Bleibst Du mir ein paar Tage treu?

«Man soll­te gut dar­auf hören, was das Individuum erlebt auf der eige­nen Suche, man soll­te als Fachperson eine gute Mischung haben zwi­schen psych­ia­tri­schem Know-how und dem Wissen über spi­ri­tu­el­le Krisen. Abgrenzen. Auffangen. Verstehen.» Der inte­gra­ti­ve Ansatz, heisst der Untertitel eines sei­ner Bücher. Ich wer­de nach­denk­lich. Frau H. im Laufbahnzentrum hat­te erwähnt, sie habe das Gefühl, es wer­de etwas gesche­hen – seit einer Stunde weiss ich, am 21. März wird abge­schlos­sen. Zwischenstopp. Nach sie­ben schwie­ri­gen Jahren. Ich freue mich.

Ja, es kommt gut.

Nicht ver­stan­den zu werden, nicht ein­ge­bet­tet zu sein hier in die­ser Realität, nicht aus­rei­chend geseg­net zu werden mit dem Flow, dies bringt mich an mei­ne Grenze. «Alle Energie weg in 23 Sekunden», hat­te ich heu­te zu Dr. T. gesagt. Warum 23? 22 ist mei­ne Lieblingszahl. Eine Sekunde zu viel, dach­te ich, ein­fach ein Zahlenspiel.

«22 ist eine Meisterzahl, eine Schwingungszahl, die höchs­te, mäch­tigs­te Zahl. Menschen mit der Zahl 22 kön­nen Hindernisse über­win­den. Ihre Fähigkeiten sind viel­sei­tig und stark aus­ge­prägt. Diese stel­len sie als Führungspersönlichkeit der Allgemeinheit zur Verfügung, set­zen ihr Wissen zur Verbesserung der Welt ein. Um ihre Fähigkeiten voll aus­zu­schöp­fen ist ein hohes Mass an Bildung not­wen­dig, die ihnen alle Türen öff­nen wird. 22-er Menschen sind nie­mals Durchschnittstypen, vie­le von ihnen wur­den als Genie bekannt. Sie soll­ten jedoch acht­ge­ben, ihre prak­ti­sche Seite nicht zu ver­nach­läs­si­gen und voll­ends ihrem Hang zur Spiritualität zur ver­fal­len. Es kann schwer für sie sein, mit der Macht des Schicksals umzu­ge­hen und ihre oft hef­ti­gen Gefühle zu kon­trol­lie­ren.» Ich hat­te den Text nicht gekannt.

«Was meinst Du mit “treu”? Habe hier mei­nen 7‑Stunden-Marathon. Bin seit 8 Uhr non­stop dran!» Ich schät­ze Deinen Fleiss, aber ich mag Dir das Wort nicht erklä­ren. Ich den­ke nicht an Sexualität, auch nicht an einen Treueschwur. Aber ich brau­che einen Plan. Zuversicht. Ein wenig Hoffnung, ver­stan­den zu werden!

«Ausweitung des Berufsfeldes auf sozia­le Bereiche/Branchen», hat­te sie damals geschrie­ben, genau ein Jahr ist es her. Und was ist mit dem Hinweis auf «ein hohes Mass an Bildung», lie­be Frau H. – woher neh­men und nicht steh­len? Ohne «hat stu­diert an der sound­so»? Ohne Master? Einfach nur mit der Lebenserfahrung, mit Hoch und Tief. Immer wie­der Aufstehen. Und zurück­ge­wor­fen werden. Immer wie­der Neubeginn.

Ja, ger­ne noch­mals – wann immer Du magst. Es geht mir gut! Ich fal­le nicht.  ▬